Durch moderne Bildverarbeitungstechnologien ist es m{\"o}glich, in Kraftfahrzeugen
bestimmte kritische Verkehrssituationen automatisch zu erkennen und den Fahrer zu warnen
bzw. zu informieren. Ein Problem ist dabei die Darbietung der Ergebnisse, die den
Fahrer m{\"o}glichst wenig belasten und seine Aufmerksamkeit nicht durch zus{\"a}tzliche
Warnleuchten oder akustische Signale vom Verkehrsgeschehen ablenken soll. In einer
Reihe von Experimenten wurde deshalb untersucht, ob subliminal dargebotene, das heißt
nicht bewußt wahrgenommene, verkehrsrelevante Informationen verhaltenswirksam werden
und zur Informations{\"u}bermittlung an den Fahrer genutzt werden k{\"o}nnen.
In einem Experiment zur semantischen Bahnung konnte mit Hilfe einer lexikalischen
Entscheidungsaufgabe gezeigt werden, daß auf den Straßenverkehr bezogene Worte
schneller verarbeitet werden, wenn vorher ein damit in Zusammenhang stehendes Bild
eines Verkehrsschildes subliminal pr{\"a}sentiert wurde. Auch bei parafovealer Darbietung
der subliminalen Stimuli wurde eine Beschleunigung erzielt. In einer visuellen Suchaufgabe
wurden in Bildern realer Verkehrssituationen Verkehrszeichen schneller entdeckt,
wenn das Bild des Verkehrszeichens vorher subliminal dargeboten wurde. In beiden
Experimenten betrug die Pr{\"a}sentationszeit f{\"u}r die Hinweisreize 17 ms, zus{\"a}tzlich wurde
durch Vorw{\"a}rts- und R{\"u}ckw{\"a}rtsmaskierung die bewußteWahrnehmung verhindert. Diese
Laboruntersuchungen zeigten, daß sich auch im Kontext des Straßenverkehrs Beschleunigungen
der Informationsverarbeitung durch subliminal dargebotene Stimuli erreichen
lassen. In einem dritten Experiment wurde die Darbietung eines subliminalen Hinweisreizes
auf die Reaktionszeit beim Bremsen in einem realen Fahrversuch untersucht. Die
Versuchspersonen (n=17) sollten so schnell wie m{\"o}glich bremsen, wenn die Bremsleuchten
eines im Abstand von 12-15 m voran fahrenden Fahrzeuges aufleuchteten. In 50 von
insgesamt 100 Durchg{\"a}ngen wurde ein subliminaler Stimulus (zwei rote Punkte mit
einem Zentimeter Durchmesser und zehn Zentimeter Abstand) 150 ms vor Aufleuchten
der Bremslichter pr{\"a}sentiert. Die Darbietung erfolgte durch ein im Auto an Stelle des
Tachometers integriertes TFT-LCD Display. Im Vergleich zur Reaktion ohne subliminalen
Stimulus verk{\"u}rzte sich die Reaktionszeit dadurch signifikant um 51 ms. In den
beschriebenen Experimenten konnte gezeigt werden, daß die subliminale Darbietung verkehrsrelevanter
Information auch in Kraftfahrzeugen verhaltenswirksam werden kann. In
Zukunft k{\"o}nnte durch die Kombination der online-Bildverarbeitung im Kraftfahrzeug mit
subliminaler Darbietung der Ergebnisse eine Erh{\"o}hung der Verkehrssicherheit und des
Komforts erreicht werden.